Paleo Diät – Neuer Ernährungstrend
Steinzeit-Ernährung, Paleo Diät, Primal Blueprint, Cavemen Cravings – internetaffine Fitness-Anhängern werden sicherlich schon über den einen oder anderen der Begriffe, die seit neuestem auch verstärkt auf deutschen Fitnessforen oder Videos von internationalen YouTubern kursieren, gestolpert sein. Wie so oft verwirren „neue“ Fitness-Philosophien mit zahlreichen Fremdbegriffen und Abwandlungen, die ihr Eigenes tun, um den Neuling gründlich zu verwirren. Deshalb ist es mir eine Freude, als passionierte „Paleoista“, ein wenig Licht ins Dunkel bringen und die unterschiedlichen Nuancen rund um das Thema „paläolithische Ernährung“ näher erklären zu dürfen.
Paleo Diät erklärt
Bevor wir uns auf die Definition stürzen, sollten wir uns kurz der Namensgebung widmen, um die Philosophie hinter dem gehypten Ernährungs-Trend besser verstehen zu können.
Das Wort „Paleo“ ist die englische Abkürzung für den Begriff paleolithical und findet seinen Ursprung im Griechischen palaios lithos.
Palaios Lithos wiederum bedeutet nichts anderes als „alt“ und „Stein“ und findet im deutschen Fachjargon seinen Platz als Paläolithikum – auch Altsteinzeit genannt. Die Paleo Diät kann demzufolge als „Steinzeit-Diät“ ins Deutsche übersetzt werden, die hauptsächlich aus dem Jagen von Wildtieren und Einsammeln der essbaren Flora bestand . Soweit so gut. Kommen wir nun von unserer kleinen Semantik-Exkursion zurück zur eigentlichen Fragestellung:
Was bedeutet „Paleo“ in der Praxis?
In einem Satz erklärt: Folgt man der Paleo-Diät, so verzichtet man auf den Verzehr von sogenannten phlogistischen -also entzündungsfördernden- Lebensmitteln und Getränken. Doch was genau versteht die Philosophie hinter der Paleo-Diät als entzündungsfördernd? Die Liste ist sehr lang, aber vereinfacht lässt sich sagen, dass alle Lebensmittel, die unseren Vorfahren aus der Altsteinzeit fremd waren (weil es sich schlichtweg nicht gab), von uns ebenfalls nicht konsumiert werden sollten. Dabei lassen sich die „verbotenen“ Nahrungsmittel in folgende Hauptkategorien unterteilen: Getreide jeglicher Art, Milch- und Milcherzeugnisse, Zucker und künstliche Süßstoffe, Hülsenfrüchte, Alkohol und Fertigprodukte.
The Good, the Bad and the Ugly einer angepassten Paleo-Diät
Wie man also unschwer erkennen kann, handelt es sich hier um eine vorwiegend laktose-, leguminose- und glutenfreie Ernährung, deren Bausteine auf vorwiegend unbehandelten Lebensmitteln liegt. D.h. Im Klartext, dass das Gros der Mahlzeiten, die für uns im hektischen Alltag bequem und schnell erhältlich sind, nicht auf den Paleo-Speiseplan gehören. Dazu zählen selbstverständlich die prominenten „ready-to-go“ Snacks, wie Fastfood und Gebäck jeglicher Art, als auch unscheinbarere Übeltäter wie der „Coffee to go“ oder Sojadrinks.
Kurzum: Wer nach der Paleo-Diät leben möchte, wird früh erkennen, dass das eigenständige Zubereiten von Gerichten und die Mahlzeitenplanung für den Alltag unabdingbar werden.
In jedem von uns steckt ein bisschen Neandertaler
Dass Fertigprodukte weder figurfreundlich, noch gesundheitsfördernd sind, ist nun wirklich kein Geheimnis mehr. Aber warum sollte man auf Getreide, Milchprodukte und Hülsenfrüchte verzichten? Obwohl es stimmt, dass in den genannten Lebensmittelgruppen einige Vitamine, Mineralstoffe, Proteine (und somit essentielle Aminosäuren) stecken, gibt es dennoch gute Gründe sie vom Speiseplan zu streichen.
Viele renommierte Paleo-Autoren, wie z.B. Robb Wolf und Mark Sisson, vertreten die Ansicht, dass diese „modernen“ Lebensmittel für viele Zivilisationskrankheiten – wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebs- verantwortlich sind. Beide Autoren vertreten die These, dass unsere steinzeitlichen Vorfahren aus gesundheitlicher Sicht, ein gesünderes Leben führten, weil ihre Körper die Ur-Lebensmittel optimal verwerten konnten und ihr Verdauungssystem – der Sitz der Immunabwehr – nicht überlastet war.
Somit kannten die damaligen Menschen weder Bluthochdruck noch Krebs. Als Argumentation gegen eine moderne Ernährung wird vor allem von Robb Wolf aufgeführt, dass die Entdeckung des Ackerbaus, der Anfang unseres gesundheitlichem Abbaus war. Hier hält er uns vor Augen, dass der relativ schnelle ernährungsphysiologische Sprung von der Altsteinzeit (vor ca. 300.000 – 200.000 Jahren) zur Jungsteinzeit (vor 12.000 Jahren) durch die sogenannten neolithischen Revolution (ca. 10.000 vor Chr.) der evolutionären Anpassung unserer Körper wenig Zeit zuließ.
Die Jungsteinzeit ist durch die Einführung des Ackerbaus und der Viehzucht zu charakterisieren, wir fingen erstmals an Getreide zu essen und Milch zu trinken. Auf der einen Seite hieß das zwar, dass wir endlich auf den Trichter gekommen waren, wie wir ohne gefährliches Jagen und Sammeln auf einem höheren Niveau überleben konnten, allerdings hieß es ebenfalls, dass wir plötzlich anfingen unsere Ernährung zu verändern. Wir entwickelten immer bessere und effizientere Methoden der Landwirtschaft und waren in der Lage, Korn zu speichern und somit auch durch den Winter zu kommen.
Allerdings war dies auch die Geburtsstunde unserer Zivilisationskrankheiten, da sich unser Verdauungssystem einigen Lebensmitteln wie etwa Milch, Getreide und Hülsenfrüchte niemals anpasste und somit unser Immunsystem immer schlechter zu funktionieren begann. Zusätzlich vergrößerte sich unser Wachstum, leider nicht nur in die Höhe, sondern auch in die Breite.
Moderne Jäger und Sammler: Die Vorteile einer Paleo-Diät
Die Gründe gegen moderne Lebensmittel hätten wir somit geklärt. Aber welche Resultate sind durch eine Ernährungsumstellung nach paläolithischem Vorbild zu erwarten? Hier ist ein Überblick über die am meisten bestätigten gesundheitlichen und körperlichen Veränderungen:
- Mehr Energie: Durch die Ausgliederung von Lebensmittel, die unser Verdauungssystem überbelasten und unseren Metabolismus verlangsamen. Die erlaubten Lebensmittel sorgen durch ihre hohe Nährstoffdichte für einen verbesserten Stoffwechsel.
- Gewichtsverlust ohne Kalorienzählen: Fett in Maßen, tierisches Protein und Ballaststoffe aus Obst und Gemüse machen nachhaltig satt und Kalorienzählen unnötig, da man kaum „Überessen“ kann.
- Jüngeres Aussehen: Da die Steinzeit-Diät keinen zusätzlichen Zucker erlaubt und man mit dieser Ernährungsweise potentiell mehr Antioxidantien aufnimmt, werden die körpereigenen Zellen optimal geschützt und repariert.
- Kräftige Nägel und schönere Haare: Aufgrund der erhöhten Eiweißaufnahme, wachsen Haare und Nägel stärker nach.
- Gestärktes Immunsystem: Sowohl das Weglassen von entzündungsfördernden Speisen, als auch der erhöhte Konsum von Lebensmitteln, reich an Mineralstoffen und Vitaminen, sorgen für ein optimal funktionierendes Immunsystem.
Diäten sind wie Religionen – Jeder muss seinen eigenen Weg gehen!
Wie so oft bei diversen Ernährungs-Philosophien und Diäten, gibt es eine Vielzahl von Abwandlungen, die von unterschiedlichen mehr oder weniger prominenten Autoren vorgestellt werden. So gibt es Hardcore „Low-Carb-Paleoisten“, die der Interpretation von Robb Wolf folgen und neben den allgemeinen Paleo-Regeln, auch noch auf jegliche stärkehaltigen Obst-und Gemüsesorten verzichten. Oder die „Primalisten“, oft Anhänger von Mark Sisson, die nicht auf den gelegentlichen Verzehr von Vollfett-Rohmilch-Erzeugnissen verzichten wollen.
Manche wiederum halten sich überwiegend an die Paleo-Diät, bauen jedoch „Schummeltage“ ein, an denen sie verbotene Lebensmittel nach Herzenslust essen. Es gibt wirklich unendlich viele Möglichkeiten für sich sein eigenes Optimum auszuloten. Meiner Ansicht nach verhält es sich mit der Ernährung, wie mit der Religion – jeder muss letzten Endes seinen eigenen Weg gehen und das essen, was ihm gut tut.
Food for thought – Buchempfehlungen zum Weiterlesen
Habt ihr schon von der Paleo-Diät gehört oder sogar bereits ausprobiert? Erzählt mir von euren Erfahrungen!