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Burnout: Modekrankheit oder ernsthafte Existenzbedrohung?

Burnout: Modekrankheit oder ernsthafte Existenzbedrohung?

Seit der öffentlichen Diskussion rund um prominente Burnout Fälle im gesellschaftlichen und politischen Bereich ist dieses Thema in den Medien sowie in der öffentlichen Diskussion sehr präsent. Dabei sind auch immer wieder Aussagen von Fachleuten zu hören, die Burnout als Modeerscheinung abtun. Unbestritten ist jedoch, dass psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz in Deutschland in den letzten Jahren deutlich zugenommen haben, der jährliche volkwirtschaftliche Schaden ist immens.

burnout krankheit
© steigele – Photodune.net

In Bezug auf Burnout bzw. psychosomatische Erkrankungen spielt vor allem der Aspekt der Prävention eine wichtige Rolle, denn langfristiger Stress am Arbeitsplatz oder im Privatleben kann gravierende gesundheitliche Folgen haben.

  • Was aber ist angesichts der fachlichen Polemik unter Burnout zu verstehen?
  • Welche Warnsignale gibt es beim Burnout?
  • Was können Ihr im Alltag für Euer inneres Gleichgewicht tun?

Burnout Syndrom: Alles nur Einbildung oder die Folge der ständigen Erreichbarkeit?

Unter Burnout bzw. dem Konzept ‚Burnout Syndrom‘ verbirgt sich in erster Linie ein emotionales Ausgebranntsein nach einer lang anhaltenden Stressphase. Dieses Gefühl der inneren Leere geht einher mit einer gedrückten Stimmungslage sowie einer sehr starken psychischen und körperlichen Erschöpfung. Die Leistungsfähigkeit bricht ein, viele Menschen können die Herausforderungen des Alltags nicht mehr meistern.

Fachleute weisen dem Burnout Syndrom im Wesentlichen die folgenden Symptome zu: Antriebsschwäche, ein Gefühl der Gleichgültigkeit gegenüber dem Umfeld (Depersonalisierung) sowie ein sehr starkes Erleben von Misserfolgen. Zu betonen ist hierbei, dass der Zustand eines Burnouts das Resultat einer lange andauernden psychischen Belastung ist. Insbesondere dauerhafter Stress ist wie Gift für den Organismus, denn der Körper befindet sich immer in einem Zustand erhöhter Aktivierung. Der Herzschlag erhöht sich und Stresshormone werden ausgeschüttet, vor allem nachts kommt der Körper nicht mehr zur wichtigen Ruhe und somit Erholungsphase. Nach einigen Wochen geht das für die Gesundheit wichtige innere Gleichgewicht (die so genannte Homöostase) verloren und Betroffene können ernsthaft erkranken.

Daher ist es essentiell, etwaige Symptome eines Burnouts frühzeitig zu erkennen und Gegenmaßnahmen einzuleiten. In präventiver Hinsicht erscheint es wichtig, die eigenen körperlichen und psychischen Ressourcen wohl dosiert einzusetzen, um so ein völliges Ausbrennen gar nicht erst zu riskieren. Der Disput unter Ärzten und Fachleuten kann und soll an dieser Stelle nicht gelöst werden. Klar ist aber, dass es sich keinesfalls um eine Modeerscheinung um ihrer selbst willen handelt. Vor allem die ausgeprägte Antriebsschwäche zeigt, dass Burnout und Depressionen in klinischer Hinsicht frappierende Übereinstimmungen offenbaren.

Was Ihr in punkto Stressprävention wissen sollt

Bei jedem Menschen ist das Stressempfinden höchst unterschiedlich ausgeprägt. Was für den einen eine spannende Herausforderung ist, kann einen anderen an die Grenzen seiner (beruflichen) Belastbarkeit führen. Allgemein bezeichnet der Begriff “Stress” einen subjektiv als äußerst unangenehm wahrgenommenen Zustand. Typisch ist z.B. das Gefühl, eine Aufgabe nicht in der geforderten Zeit bzw. Qualität bewältigen zu können. Kurzfristig gesehen bedeutet Stress kein Problem, ganz im Gegenteil: Stresshormone steigern kurzfristig die Aufmerksamkeit und Leistungsfähigkeit. Wer jedoch permanent seine Arbeit als puren Stress empfindet, riskiert den Verlust des inneren Gleichgewichtes. Stress hängt im Wesentlichen auch mit dem eigenen Selbstwertgefühl sowie mit effektiven Bewältigungsstilen (Selbstwirksamkeitserwartung) zusammen. Es zeigt sich, dass Menschen mit hoher Selbstwirksamkeit generell weniger Stress empfinden und schlussendlich gesünder leben. Wer ständig an seinen Fähigkeiten und Ressourcen zweifelt, raubt dem Körper alleine durch das ständige Grübeln viel Energie.

Passivität ist einer der wichtigsten Auslöser für psychische Erkrankungen, denn sie vermittelt immer ein Gefühl der Minderwertigkeit und Unterlegenheit, was zum Einigeln und Abgrenzen führt. Wer aktiv ist und die Dinge anpackt, erlebt im wahrsten Wortsinne, was er leisten kann und hebt somit sein Selbstwertgefühl.

Alltagstaugliche Tipps für ein stressfreieres Leben: Das könnt für Euch selbst tun!

Welche Lehren könnt Ihr aus diesen Überlegungen für Euren Alltag ziehen? Denn ohne Zweifel führen die hohen Ansprüche am Arbeitsplatz im Zeitalter des Web 2.0 zu vielfältigen psychischen Belastungseinflüssen, die es zu dosieren bzw. steuern gilt. Achtet darauf, dass berufliche Anforderungen und persönliche sowie soziale Ressourcen im Gleichgewicht stehen. Gönnt Euch auch an stressigen Tagen eine Pause und sucht  in der Freizeit beim Sport Ruhe und Kraft, um abschalten zu können.

Trefft Euch regelmäßig mit Freunden, um etwaigen Stress durch ein starkes soziales Netzwerk abfedern zu können. Setzt realistische berufliche und persönliche Ziele, die wirklich erreichbar sind und deren Realisierung auch in Ihren Händen liegt. Verharrt nicht passiv, handelt!

Durch das Wahrnehmen von erfolgreichem Handeln lenkt Ihr Euren Fokus gezielt auf Erfolgserlebnisse, langfristig stärkt Ihr so das Selbstwertgefühl samt Wohlbefinden. Eine ausgewogene Work-Life-Balance verkörpert sowohl als präventive sowie auch als kurative Maßnahme eine Schlüsselrolle. Viele Stressgeplagte müssen schichtweg lernen, einen Ausgleich zum stressigen Alltag zu schaffen.

Es gilt, Kraft aus Erfolgen zu schöpfen und wirksame Mentaltechniken einzusetzen, mit denen sich Misserfolge besser verarbeiten lassen. In speziellen Seminaren zur Stressprävention könnt Ihr effiziente und praxistaugliche Entspannungstechniken erlernen, die auch am Arbeitsplatz angewendet werden können. Ihr seht, dass es darauf ankommt, auf sich selbst und die Signale seines Körpers zu hören.

Es handelt sich beim Burnout um keine Modekrankheit, zumal die internationale Klassifikation der Krankheiten “nur” von einem emotional kritischen Zustand spricht, welcher durch eine falsche bzw. unbewusste Lebensführung begünstigt wird. Insofern ist es völlig unerheblich, wie Fachleute das Thema Burnout letztlich klassifizieren. Es ist unbestritten, dass Stress auf lange Sicht gesehen Gift für jeden Organismus ist. Wer lernt, mit Stresssituationen gekonnt umzugehen und die eigenen Ressourcen wohl zu dosieren, wird seinem körperlichen und seelischen Wohlbefinden garantiert etwas Gutes tun.